Gemischtes Fazit bei Tattersalls

Ein starker Dienstag war dafür verantwortlich, dass am Ende der viertägigen Tattersalls December Sale Mares ein nicht ganz so schlechtes Fazit gezogen werden konnte. Genau das stand zumindest im Vorfeld in Frage, denn der Katalog war für viele Fachleute weniger stark als in den letzten Jahren. Denn im Vorfeld waren zahlreiche Top-Angebote wie etwa die bestens bekannten Rennstuten Stacelita (Monsun) oder Celimene (Dr Fong) zurückgezogen worden. Doch die starke internationale Klientel und das bei besseren Pferden immer vollgepackte Auditorium sorgten für einen zufriedenstellenden Umsatz. „Immer, wenn es interessant wird, dann wird es teuer“, war ein Satz, der bei Tattersalls wie bei vielen internationalen Auktionen immer wieder gesagt wurde.

„Wir hatten einige Stimmen, die auf Grund des Katalogs skeptisch waren“, kommentierte Tattersalls Chairman Edmond Mahoney das Gesamtergebnis, „aber unter dem Strich können wir zufrieden sein. Wie immer erstaunlich war das weltweite Interesse an unserer Auktion, denn diese Woche hatten wir Käufer aus nahezu vierzig Ländern. Besonders gefreut haben wir uns über die Kunden aus Indien, die über fünfzig Stuten gekauft haben.“ Am Ende stand beim Schnitt pro Zuschlag sogar ein geringes Plus gegenüber 2009.

Zweimal kletterten die Preise an dem erwähnten Dienstag in siebenstellige Höhen. Das war bei der elf Jahre alten, von Galileo tragenden Mutterstute Diary (Green Desert) der Fall, der Mutter des Prix de l’Abbaye (Gr. I)-Siegers Total Gallery (Namid) und der Gr. I-platzierten Lady Darshaan (High Chaparral). Das Eröffnungsgebot von 500.000 gns konterte der Australier Paul Makin, ein Spezialist für derartige Aktionen, gleich mit einer Million gns., doch ging diese Bietetaktik nicht auf. Am Ende setzte sich David Redvers im Auftrag des investitionsfreudigen Scheich Fahad Al Thani bei 1,3 Millionen gns durch. „Der Plan ist, mit ihr zu Dubawi zu gehen, wobei wir natürlich erst einmal abwarten, ob wir überhaupt angenommen werden“, kommentierte Redvers den Deal. In seinem Tweenhills Stud debutiert im kommenden Jahr der ebenfalls im Besitz von Al Thani stehende Makfi (Alhaarth). Für Diarys Vorbesitzer Seamus Kennedy und Michael Woodlock war es das Geschäft ihres Lebens. Die Iren hatten Diary, eine dreifache Siegerin in Griechenland, im Februar 2005 bei Tattersalls für 11.000 gns erworben. Nach den Erfolgen von Total Gallery und Lady Darshaan hatten sie u.a. 2009 ein High Chaparral-Stutfohlen aus der Diary für 300.000 gns und letzte Woche einen Tamayuz-Hengstfohlen von ihr für 200.000 gns verkauft.

Lady Darshaan sollte später am Dienstag noch für einen sehr guten Preis sorgen. Für 600.000 gns ging die aus dem Rennstall von Stan Moore offerierte Dreijährige über John Warren an das Newsells Park Stud der Familie Jacobs. „Wir suchen gute kommerzielle Stuten, die zu unseren Hengsten passen“, hatte Dr. Andreas Jacobs zuvor als Kaufdevise ausgegeben, doch soll Lady Darshaan, Zweite in der Meon Valley Stud Fillies Mile (Gr. I), im kommenden Frühjahr zunächst einmal von einem Spitzenhengst in den USA gedeckt werden und erst später nach Europa zurück kehren.

Das teuerste Pferd der Bestandsauflösung des Bloomsbury Studs der Duchess of Bedford war die elf Jahre alte Mutterstute First (Highest Honor), die tragend von Cape Cross für 1,1 Millionen gns an den Agenten Charlie Gordon-Watson verkauft wurde, der im Auftrag eines ungenannten englischen Klienten aktiv war. Unterbieter waren die Beauftragten des Aga Khan. First, selbst listenplatziert gelaufen, ist Mutter bisher der Listensieger Law Lord (Diktat) und Perfect Stride (Oasis Dream). Ihr Oasis Dream-Jährlingshengst wurde im Oktober für 320.000 gns verkauft. Genau diesen Preis erzielte letzte Woche ein First-Hengstfohlen von Singspiel (siehe nachfolgenden Bericht zur Foal Sale).

In einem internationalen Bietestreit musste der Agent Tony Nerses für seine Klienten Imad Al Sagar und Saleh Al Homeizi Konkurrenz aus Japan und den USA in Schach halten, um sich für 850.000 gns die zweifache Gr. III-Siegerin Grace O’Malley (Refuse to Bend) zu sichern. Sie ist tragend von Shamardal und soll jetzt zu Oasis Dream gehen. Etwas günstiger war die aus dem Rennstall von Jean-Claude Rouget angereiste Elusive Wave (Elusive City), vier Jahre alte Siegerin in der Poule d’Essai des Pouliches (Gr. I). Sie ging für 800.000 gns an Coolmore. Ebenfalls nach Irland geht die Gr. III-Siegerin und mehrfach Gr.I-platzierte Lesson In Humility (Mujadil), die der Agent Hugo Merry für 675.000 gns ersteigerte. Sie war tragend von Oasis Dream und geht nun zu Galileo. 700.000 gns kostete den amerikanischen TV-Moderator und  -Koch Bobby Flay die Duke of Marmalade-Schwester Countess Lemonade (Storm Cat). Die Dreijährige ist listenplatziert gelaufen, wird nun in den USA ihre Rennkarriere fortsetzen.

Nur einmal wurde am Montag eine ähnliche finanzielle Höhe erreicht. Das war der Fall, als die von Sea The Stars tragende fünf Jahre alte Soinlovewithyou (Sadler’s Wells), eine Schwester eben von Duke of Marmalade und somit auch Countess Lemonade in den Ring kam. Für 950.000 gns ersteigerte er sie für einen nicht genannten amerikanischen Klienten.  Auch der Mittwoch und schon gar nicht der ohnehin qualitativ immer schwache Donnerstag konnten mit dem Feuerwerk des Dienstags mithalten. Immerhin war es am Mittwoch eine Stute mit deutschem Hintergrund, die für den Top-Preis zuständig war. Es handelte sich um Andreas Jacobs‘ Quelle Amore (Monsun), eine Gr. II-Siegerin, die über das Newsells Park Stud angeboten wurde und tragend von Dubawi auf 300.000 gns kam. Japan, genauer die Northern Farm wird die neue Heimat der vom Gestüt Park Wiedingen gezogenen Stute werden, sie hat für ihren bisherigen Eigner bislang einen im Jährlingsalter stehenden Hengst von Shamardal (für 90.000 € bei Arqana verkauft) und ein Stutfohlen von Duke of Marmalade gebracht.

Ohnehin war das deutsche Element mehr auf der Verkäufer- als auf der Käuferseite vertreten. Das Gestüt Brümmerhof verkaufte über Jamie Railton als Consignor die vier Jahre alte Gr. III-Siegerin Addicted (Diktat) tragend von Monsun für 200.000 gns. Gestütsherr Gregor Baum zeigte sich über den erzielten Preis nicht unzufrieden: „Bei der derzeitigen Marktlage war das ganz in Ordnung.“ Nicht mehr in Brümmerhofer Besitz ist auch die Listensiegerin und Gruppeplatzierte Waky Love (Royal Dragon), die für 70.000 gns nach Frankreich verkauft wurde. Die gleichfalls über Railton angebotene Röttgenerin Ephigenie (Groom Dancer), Listensiegerin, rechte Schwester von Egerton und Halbschwester der Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Enora (Noverre), wurde für 135.000 gns Tina Rau zugeschlagen. „Sie wurde für Elizabeth Fabre ersteigert“, berichtet Röttgens Gestütsleiter Frank Dorff, „sie soll aber noch einmal zu Andre Fabre ins Training kommen, ist aber später definitiv für deren Zucht vorgesehen.“

Wie immer hatte Ronald Rauscher ein starkes Lot deutscher Besitzer unter seinen Fittichen. Den Höchstpreis erzielte dabei die im Besitz von Dr. Christoph Berglar stehende La Ina (Monsun), die tragend von Shamardal wie Addicted nach Japan verkauft wurde. Berglar hatte die Stute lange verteidigt, doch als die Gebote sechsstellige Höhen erreichten, ließ er sie gehen. Drei Stuten hatte der Iffezheimer Züchter und Besitzer Günter Merkel nach Newmarket geschickt. Zunächst kam die von Dubawi tragende 15 Jahre alte River Pearl in den Ring, sie wurde für 46.000 gns verkauft. Deren Tochter Rubiana (Sholokhov) ersteigerte Merkel jedoch für 70.000 gns zurück, dafür gab er die Listensiegerin Rock My Soul (Clodovil) für 62.000 gns an Tina Rau Bloodstock ab.

Zumindest einen spektakulären Kauf gab es von deutscher Seite doch noch: Das Gestüt Görlsdorf verstärkte seine Mutterstutenherde durch die sechs Jahre alte Sanwa (Monsun), eine rechte Schwester von Schiaparelli, Samum und Salve Regina. Die nicht gelaufene Stute war an gleicher Stelle vor zwei Jahren vom Gestüt Höny-Hof tragend von Dansili für 400.000 gns verkauft worden. Sie brachte dann eine Stute, dieses Jahr einen Hengst von Teofilo und ist jetzt tragend von Sea The Stars. Im Ring wurde sie für 200.000 gns vom irischen Kiltinane Stud zurück gekauft, doch über die BBA Germany kam Görlsdorf zwei Tage später „für einen geringeren Betrag“ in den Besitz von Sanwa. „Wir hatten schon versucht, sie im Ring zu kaufen, ist eine wirklich wunderbare Stute“, kommentierte Görlsdorf-Chefin Heike Bischoff-Lafrentz den Deal. Für 150.000 gns ersteigerte die BBA Germany zudem die fünf Jahre alte Queen’s Hall (Singspiel), eine Enkelin der Anna Paola und Halbschwester zu drei Gruppe-Siegern, tragend von Dalakhani.

Tattersalls December Sale Mares

Tattersalls December Sale Mares Salestopper

1 gn = ca 1,25 €